Grundsätzlich ist die Ölpalme eine tolle Pflanze. Sie ist leicht anzubauen, hat einen hohen Ertrag auf geringer Fläche, das aus ihren Früchten gewonnene Öl ist vielfältig verwendbar und mit ca. 1000,- $ pro Tonne ist Palmöl günstiger als z.B. das heimische Rapsöl. Das alles führt dazu, dass Palmöl quasi der Shooting-Star unter den Pflanzenölen ist.
Jedes zweite Produkt im Supermarkt enthält Palmöl
Bei vielen Lebensmittel-, Kosmetik- und Konsumgüterherstellern steht Palmöl daher an oberster Stelle, wenn es darum geht, welches Öl oder Fett verwendet werden soll.
Dabei werden Öle und Fette nicht immer nur dann verwendet wenn wir Konsumenten das erwarten würden. Und so findet sich Palmöl inzwischen in jedem zweiten Produkt in unseren Supermärkten. In Artikeln wie Cremes, Lippenstifte, Waschmittel und Seifen, aber auch in Pizza, Gummibärchen, Schokoriegeln oder Nuss-Nougat-Cremes.
Dieser Boom hat natürlich folgen, denn auch wenn die Ölpalme so ertragreich ist wie keine andere Ölpflanze, haben sich die Anbaugebiete überall auf der Welt in den letzten Jahren stark vergrößert. Im größten Anbaugebiet in Malaysia, haben sich die Anbauflächen seit Beginn der 90 Jahre mehr als verzehnfacht. Ähnliches gilt für praktisch alle Anbaugebiete.
Da die Ölpalme einen hohen Wasserbedarf hat und hohe Temperaturen benötigt, liegen ihre Anbaugebiete zwangsläufig in den Regionen, in denen natürlicherweise tropische Regenwälder wachsen. Für die stetig wachsenden Anbauflächen der Ölpalme werden daher sehr, sehr oft genau diese tropischen Wälder erst gerodet und dann abgebrannt. In Malaysia und Indonesien ist die Ausdehnung der Palmölplantagen die Hauptursache der Entwaldung. Durch Brandrohdung, vor allem von Torfwäldern, werden enorme Mengen an CO2 freigesetzt.
Zwar sind die tropischen Regenwälder die artenreichsten Ökosysteme der Erde und die Pflanzenwelt ist unendlich vielfältig. Allerdings befindet sich praktisch die gesamte aktive Biomasse und alle Nährstoffe in der lebenden Vegetation, die Böden selbst sind extrem nährstoffarm. Nach den Rodungen und Brandrodungen bleibt nur dieser nährstoffarme Boden. Die Ölpalmen, die dann dort angebaut werden wachsen dort nur dank großzügiger Düngung und unter dem Schutz von Pestiziden.
Erosion durch die in diesen Regionen reichlichen Niederschläge führen oft dazu, dass innerhalb von kurzer Zeit dann noch der letzte Rest fruchtbaren Bodens weggespült wird, was dazu führen kann, dass die Plantage aufgegeben wird und einfach das nächste Stück Regenwald gerodet wird.
Der komplette Verzicht auf Palmöl ist leider auch keine Lösung
Technisch wäre es möglich einfach alle Produkte palmölfrei herzustellen. Der hohe Ertrag der Ölpalme ist allerdings der wichtigste Grund aus dem ein vollständiger Verzicht auf Palmöl nicht die perfekte Lösung wäre. Da die Ölpalme dreimal so ertragreich wie Raps und ca. sechsmal so ertragreich wie Soja ist, wäre der zusätzliche Flächenbedarf, enorm und ließe sich, auch wenn Raps und Soja nachhaltiger angebaut werden können (weil länger auf den gleichen Flächen und in einem klimatisch gesehen größeren Anbaugebiet anbaubar), kaum ökologisch verträglich und ökonomisch sinnvoll realisieren.
Die einzige Chance besteht in einem nachhaltigeren Anbau der Ölpalme, vor allem unter Verzicht auf die Rodung von Regenwäldern. Zwar hat der WWF den Round Table of Sustainable Palmoil (RSPO) gegründet, dessen Vorgaben sind aber leider der kleinste geinsame Nennen und damit nicht der große Wurm im Bezug auf die Nachhaltigkeit. Keine große Überraschung, saßen bzw. sitzen doch am runden Tisch, zahlreiche großindustrielle Palmölerzeuger und Weiterverarbeiter. Außerdem wird ihre Anwendung wird in der Praxis oft nur ungenügend kontrolliert. An der Nachhaltigkeit muss also auf jeden Fall noch gearbeitet werden.
Wir Verbraucher haben die Wahl
Seit 2014 muss auf vielen Produkten angegeben sein ob Palmöl enthalten ist. Mehr als 2/3 des weltweiten Palmölbedarfs wird in der Nahrungsmittelindustrie verbraucht. Bei einem großen Teil dieser Produkte ist Palmöl im Prinzip unnötig, denn es wird hauptsächlich verwendet, um die Produktion für den Hersteller zu vereinfachen oder zu verbilligen.
Wir Verbraucher haben in den letzten Jahren letztlich schon einiges bewegt. Der inzwischen alles andere als tadellose Ruf des Palmöls, in Kombination mit der erhöhten Sensibilität von uns Verbrauchern, hat dazu geführt das immer mehr der großen Nahrungsmittel- und Konsumgüter Produzenten selbst ihre Bemühungen verstärkt haben, dass das von ihnen verwendete Palmöl nicht von Plantagen zu beziehen, die durch Brandrodung entstanden sind. (Greenpeace: Schwer zu ersetzen). Und diese großen Unternehmen haben sowohl die Ressourcen und Möglichkeiten, um vor Ort selbst nach dem rechten zu sehen, als auch die Macht gegenüber den Produzenten des Öls ihre Anforderungen an die Nachhaltigkeit durchzusetzen.
Was wir tun können
- Weniger Fertigprodukte kaufen, denn diese enthalten oft Palmöl obwohl die selbst zubereitet Variante, keines enthalten würden.
- Weniger Fleisch essen! Viele Futtermittel enthalten Palmöl. Allein die Verringerung des Fleischkonsums, reduziert den Palmölbedarf. Wer zusätzlich noch „Bio-Fleisch“ kauft, sorgt für eine weitere Verringerung des Palmölbedarfs, denn in der biologischen Landwirtschaft wird verstärkt auf natürliche Fütterung (z.B. Weidehaltung) gesetzt.
- Weniger Kosmetik-Produkte. Verzichten Sie auf, im Grunde unnötige, Kosmetikprodukte. Hinterfragen Sie die Versprechen der Kosmetikhersteller und verzichten Sie auf Produkte, deren Nutzen zweifelhaft ist. Das spart das Palmöl ein, dass in vielen dieser Produkte steckt und schont den Geldbeutel!
- Nutzt nachhaltige Kosmetikprodukte
- Zertifizierte Palmölprodukte bzw. Produkte aus nachweislich nachhaltigem Anbau kaufen: Auch wenn die RSPO Zertifizierung alles andere als perfekt ist, so ist sie doch ein erster Schritt und ein wichtiger Indikator für die Hersteller/Erzeuger, dass wir Konsumenten uns der Problematik bewusst sind und bereit sind für ökologisch sinnvolle Produkte auch etwas mehr auszugeben. Auch einige der großen Bio-Labels haben inzwischen besondere Kriterien für Palmöl erarbeitet und einige Bio-Marken kümmern sich selbst um die Herkunft und Nachhaltigkeit ihres Palmöls (z.B. Rapunzel: Faires Palmöl).
Seife ist nachhaltig
Ein Stück Seife ist ein nachhaltiges Produkt. Anders als bei Flüssigseifen und Duschgels, wird weniger Wasser für die Produktion benötigt. Außerdem muss anschließend beim Transport nicht sinnloser Weise Wasser durch die Gegend gefahren werden.
Statt „tonnenweise“ Duschgel mit Palmöl, kauft Seife ohne Palmöl. Das Prinzip ist das gleiche wie beim Fleisch – weniger und dafür hochwertiger. Durch den geringeren Bedarf an Seife im Vergleich zu Duschgel oder Flüssigseife, wird insgesamt weniger Öl/Fett benötigt, so dass der Ersatz von Palmöl durch andere Öle, auch aus gesamtökologischer Sicht möglich ist.
Rindertalg statt Palmöl
Rindertalg ist ein Fett, dass bei der Schlachtung jedes Rindes in großen Mengen anfällt. Leider genießt es in der Naturseifen-Szene keinen guten Ruf. Vollkommen zu unrecht.
Aus kosmetischer Sicht ist Rindertalg ein ideales Fett, da es dem menschlichen Hautfett sehr ähnlich ist. Auch für die Verseifung ist es ideal, da Seifen auf Rindertalgbasis, sehr gute Eigenschaften, im Bezug auf Konsistenz der Seife, Schaubildung, Reinigungswirkung und Verträglichkeit/Pflege, haben.
Der einzige Makel, der Rindertalg zu recht anhaften kann, ist der der Massentierhaltung, wenn er eben aus dieser stammt. Anders als bei Palmöl, bei dem wir kleinen Produzenten immer am Ende einer mehr oder weniger langen Lieferkette stehen (Palmölbauer, lokale Verarbeitung, lokaler Händler/Großhändler, Ex- und Importeure, Großhändler/Händler), haben wir beim Rindertalg (oder auch bei anderen heimischen Rohstoffen) die Möglichkeit, die Lieferkette kurz zu halten. Unser Rindertalg stammt aus kleinen Betrieben in Nachbargemeinden von Mossautal, von Rindern aus artgerechter Weidehaltung. Wir haben die einwandfreien Haltungsbedingungen der Tiere jederzeit im Blick, die Schlachtung findet ebenfalls im Odenwald statt und wir verarbeiten den Rindertalg selbst. Das ergibt ganz nebenbei auch noch eine extrem gute CO2-Bilanz.
Daher haben wir auch drei Seifen im Angebot, die als Hauptbestandteil auf Rindertalg setzen.
Also, Augen auf beim Palmöl-Kauf!
Eure,
Seifenhexe